Von Lämmern, Zwetschken und Käse


9. Aug 2021

Giggus Brennerei066 © Netzwerk Kulinarik/wildbild.at

Drei Geschichten aus Tirol zeigen die starke Verwurzelung der Menschen mit ihrer Region. Als Genussbotschafter der behutsamen Veredelung haben sie sich ganz besonders dem guten Geschmack und der hohen Qualität ihrer Speisen, Getränke und Lebensmittel verschrieben. Sie machen ihre Heimat kulinarisch erlebbar. 

Bauer – Fleischer – Wirt: Sepp kanns!

Das Hotel Gasthof Unterwöger vom Familie Lugger befindet sich in Obertilliach im Lesachtal, einem Osttiroler Hochtal. Die 270 Jahre alten Gemäuer sind liebevoll renoviert, und modernisiert. Drei Generationen führen gemeinsam die Landwirtschaft mit Alm, die Metzgerei und den Gasthof mit Hotel. Tradition spielt in der Familie eine wichtige Rolle. Alle Männer der Familie heißen Josef und sind gelernte Fleischer. Wirt Sepp sen. hat mit seiner Ehefrau Lisa den Betrieb aufgebaut. Inzwischen haben die Juniorwirtsleute Sepp und Helene ihn von den Eltern übernommen. Die Kinder, Sepp, Anna und Laura komplettieren die Großfamilie Lugger. Der Gasthof Unterwöger ist der Lebensmittelpunkt der Luggers. Hier wird gekocht, serviert, gescherzt und verwöhnt. An manchen Abenden holt die Familie ihre Musikinstrumente hervor und unterhält die Gäste. Haushund Gustl genießt das bunte Treiben und behält alles im Auge.

Das Lammpfandl ist die Spezialität des Hauses. Alle Schritte, von der Aufzucht der Tiere bis zur Zubereitung des Pfandls, werden von Familie Lugger unternommen. Das garantiert kurze Transportwege und Transparenz.

Genussvoll Entschleunigen in Osttirol

Die Regionalität der Lebensmittel ist der Familie sehr wichtig. Tiroler Grauvieh und braunes Tiroler Bergschaf stammen aus der eigenen Landwirtschaft. Die Berglämmer wachsen auf ihrer Unterwöger Alm heran. Das Leben und Arbeiten im Einklang mit der Natur und die gesicherte Qualität und Herkunft der Rohstoffe sind für Familie Lugger selbstverständlich. Eingekauft wird vor allem bei den landwirtschaftlichen Betrieben in der Umgebung. So können die Luggers ihre Nachbarn unterstützen und gleichzeitig ihren Gästen zeigen, was für Schätze es in der Region gibt. „Wir führen unseren Betrieb so, dass wir uns dort als Gast oder als Mitarbeiter wohl fühlen würden, und dies auch unseren besten Freunden weiterempfehlen würden.“ führt Josef Lugger aus. Osttirol ist bekannt für seine Gastfreundschaft, die Naturverbundenheit und die vielen sportlichen Möglichkeiten in einer wunderschönen Landschaft.

Die besten Zwetschken und Meisterbrenner

Auch die Region um Stanz bei Landeck hat landschaftlich viel zu bieten. Auf 1.032 Höhenmetern befindet sich das höchstgelegene Obstanbaugebiet Europas, bekannt für seine besonderen Zwetschken. Zur Weiterverarbeitung werden sie bis nach Hamburg verkauft. Die meisten Sonnenstunden Tirols, warme Südwinde und kalte Nächte begünstigen den guten Geschmack des Spänlings, einer eigroßen, violetten Wildpflaume. Bereits im 16. Jahrhundert sind die „besonders zuckerreichen Zwetschken“ mit Marzipanaroma aufgefallen. Der Anblick des schneeweiß leuchtenden Blütenmeeres im Frühling ist unvergleichlich. Eine weitere Besonderheit des Orts sind die 50 Brennereien auf 600 Einwohnern. Daher wird Stanz als „Brennereidorf“ bezeichnet. Nirgendwo sonst wird das Destillieren von Hochprozentigem von so vielen Familien betrieben – fast das halbe Dorf brennt, bevorzugt Zwetschke aus Stanz. Zu den Tiroler Elitebrennern gehört Simon Nothdurfter, der extra italienisch gelernt hat, um alles über Obstanbau zu lernen.

© Netzwerk Kulinarik/wildbild.at
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Scharfes Wasser aus der Rauchkuchl

Simon ist leidenschaftlicher Obstbauer. Im italienischen Südtirol hat er sein Wissen erlangt, denn die Schulen in Tirol waren auf Viehwirtschaft spezialisiert. Sein Vater Stefan begann in der 340 Jahre alten Rauchkuchl mit der Obstverarbeitung im Doppelbrandverfahren. Das hat in Stanz Tradition und ist die Spezialität des Brennereidorfs. Seitdem werden die Edelbrände unter der Marke „Giggus“ verkauft. Das aus dem raeto-romanischem stammende Dialektwort bedeutet „scharfes Wasser“. Apropos: In Stanz galt Schnaps unter 43 Prozent Alkoholgehalt früher als Wasser. „Jetzt“, erzählt Nothdurfter, „wird mehr Wert auf den Geschmack gelegt, man soll die Frucht rausschmecken“. Simons Brände haben 40 Volumenprozent. Marille und Williamsbirne gehören zu den fruchtigeren Destillaten, schärferes Aroma weisen Zwetschke, Apfel und Vogelbeere auf. Das Sortiment des Familienbetriebs hat Simon inzwischen stark erweitert: „Die Kunden, die zu uns auf den Hof kommen, möchten auch etwas Anderes trinken als Schnaps. Ich setze daher auf Apfelmost, Cider und Sirupe“. Die Produkte sind preisgekrönt, so versteht der Edelbrenner Qualität.

Knorrige Bäume, saftige Wiesen, kräftiger Käse

Die Eng Alm ist Tirols größtes Almdorf. Eingebettet ist es in einer einzigartigen Landschaft mitten im Karwendel, die wie aus einer anderen Zeit erscheint. Am botanisch einmaligen Ahornboden arbeiten zehn Familien seit Generationen zusammen, um ihre Tiere zu versorgen, frische Milchprodukte und Almkäse zu produzieren und nicht zuletzt die Alm zu pflegen. Von April bis Oktober werden Besucher herzlich willkommen geheißen. Käse und Milchprodukte können im Bauernladen erworben und frisch verarbeitet in der Rasthütte verkostet werden. Für Gäste, die nicht genug bekommen können vom Anblick der knorrigen Ahornbäume, werden Zimmer angeboten. Übernachten zahlt sich aus, denn am frühen Abend, wenn alle anderen Besucher die Alm bereits verlassen haben, gibt es ein Spektakel zu sehen.

Beständige Gemeinschaft schafft Qualität

Auf der größten Melkalm des Landes weiden 200 Tiere ungestört auf 1.250 m Seehöhe. Am frühen Abend, pünktlich um 18 Uhr, setzen sie sich alle gemeinsam in Bewegung und machen sich auf den Weg zu ihrem Stall. Jede findet ihren angestammten Platz und wartet dort darauf, gemolken zu werden. Seit wohl 1.000 Jahren wird die Alm durchgängig bewirtschaftet. Die zehn Engalm Familien kommen aus sechs verschiedenen Tiroler Gemeinden. Obwohl sie oft nur wenige tausend Meter Luftlinie zu ihrem Heimathof trennt, ist es oft eine Reise von 1-2 Stunden mit dem Auto zwischen Heim und Alm. Im Sommer leben die Familien daher im Almdorf. Fest verankert ist die Abmachung drei Stunden des Tages der Pflege und Instandhaltung der gemeinsamen Almflächen zu widmen. So bekommen die Tiere das beste Futter, die Weideflächen werden nachhaltig genutzt.

Mit Ski zur Kaserei

Die frische Milch wird an Ort und Stelle verarbeitet. Die Kaserei ist das Herzstück der Eng Alm. Bis morgens früh um 6 Uhr muss die Milch gebracht werden, der Kaser ist bereits seit 3.30 Uhr bei der Arbeit. Bevor die neue Milch verkast werden kann, muss er den Käse vom Vortag aus den Formen holen. Das Käsen selbst geht schnell. Ein langer Prozess ist die Pflege der in Form gepressten Käselaibe, die sogar im Winter gepflegt werden. Wenn der Weg durch Eis und Schnee versperrt ist, schnallt der Käsepfleger seine Ski an: jetzt erreicht er die Kaserei der Eng Alm nur noch über die Langlaufloipe.

Eine Genussreise durch Tirol

Viele Tiroler Betriebe sind mit dem Gütesiegel AMA GENUSS REGION zertifiziert. Entdecken Sie selbst gut sortierte Hofläden, besondere Manufakturen und Gastronomiebetriebe die zum Verwöhnen einladen:

*verfasst von Caroline Goldsteiner

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